Tagebuch als Tor zur Seele
Tagebuch als Tor zur Seele – warum mir Tagebuch schreiben so gut tut!
Es geht mir gar nicht darum einfach nur Geschehnisse und Erlebnisse eines Tages nieder zu schreiben. Nein, ich gehe tiefer. Dahin, wo es mich berührt. Ich stelle mir Fragen, die mich innehalten lassen, auf die ich spontan keine Antwort parat habe. Weil in diesem Zusammenhang viele innere Teile ein Wörtchen mitreden wollen. Ich suche über das Schreiben Kontakt zu meinen Tiefen, zu meinem Kern. Möchte dahin, wo die Klarheit wohnt, der Nebel verschwindet, sich mein Bauch entspannt und ich ganz ICH bin.
Mein Tagebuch – Mein „Super Coach“
Wenn das Schreiben so richtig gut ist, vergesse ich die Zeit. Ich bin im Flow. Wenn ich zum Abschluss komme, fühle ich mich aufgeladen, ruhig, klar und bereit für alles, was weiter ansteht. Manchmal auch freudig aufgeregt, weil ich einen Entschluss gefasst habe und mir versprochen habe zeitnah ins Tun zu kommen. Mein Tagebuch ist mein ganz persönlicher Coach. Und das Schöne ist, wann immer ich ihn brauche, ist er greifbar. Das kann phasenweise täglich sein, manchmal hat er aber auch mal einen Monat frei.
Der Ort des Geschehens
Ich schreibe nicht überall; komischerweise nie Zuhause, aber immer auf Reisen. Im Alltag am liebsten morgens bei einem duftenden Cappuccino in meinen Lieblingscafé, wenn die Stadt so langsam erwacht und es im Café noch so schön ruhig ist. Dann liegt mein Hund Bali unter meinem Stuhl, ganz zufrieden, weil wir schon eine Runde Frisbee im Park gespielt haben. Wie sehr ich diesen Moment liebe – mein Herzritual.
Er-innerung ans Schreiben
Schon als Kind habe ich Tagebuch geschrieben. Würde ich heute alle Bücher übereinander stapeln, würde dies ein stattlicher Turm ergeben. Als Kind faszinierte mich wohl auch dieses Geheimnisvolle und Mystische daran. Meine Kindertagebücher hatten diese kleinen Schlösser, für die nur ich den Schlüssel hatte. Den versteckte ich natürlich sorgfältig an geheimen Orten.
Wenn nicht online, dann „Flucht“
In der heutigen Welt sind wir alle viel zu viel im Außen und in Interaktion mit anderen. Seit dem Smartphone auch nach Feierabend noch ständig online – sei`s für den Job oder auch ständig für Freunde und Bekannte. Sind wir dann endlich mal „offline“ und für uns, lassen wir uns meist vom Fernseher berieseln, „flüchten“ in die Geschichte eines Romans oder surfen doch wieder Querbeet im Internet. Keine Frage, auch das kann mal ganz entspannend sein.
Sich zurück in Balance schreiben
Doch es braucht auch mal dieses Andere – das wirkliche in Kontakt gehen mit sich selbst. Über das Tagebuch schreiben gibst du dir selbst Raum. Es ist ein ehrliches, aufrichtiges Zwiegespräch mit dir selbst. Frag dich mal ganz unverblümt wie es dir wirklich geht. Wie happy bist du aktuell mit deiner Partnerschaft? Warum hat dich eine Lappalie kürzlich so auf die Palme gebracht? Welche Bedürfnisse wollten da gehört werden? Und wie geht es dir eigentlich mit der Situation, dass deine Kinder gerade dabei sind, das Haus zu verlassen um auf eigenen Beinen zu stehen? Warum fühlst du manchmal diese Leere in dir & was möchte stattdessen gelebt werden? Gehe über das Schreiben doch mal in Kontakt zu einem körperlichen Symptom, das sich vielleicht seit geraumer Zeit immer mal wieder zeigt. Was möchte dir dein Körper damit sagen? Das sind die richtigen Fragen, so kommst du dir selbst immer näher. Und indem du deine Gedanken dazu auf Papier bringst, in Worten visualisierst, geschieht etwas mit dir. Manch einer beschreibt es als Reifung oder Ent-Wicklung.
Die Freude an persönlicher Entwicklung
Es mag Menschen geben, die sich diese Art von Fragen gar nicht stellen wollen, dies vielleicht unnötig oder zu anstrengend finden. Ich gehöre nicht dazu. Ich habe viel zu großes Interesse an mir, meiner persönlichen Entwicklung, ich wertschätze meinen Körper und meine Emotionen. Ich liebe es mich selbst zu reflektieren, immer tiefer und besser zu verstehen. Mir selbst eine gute Freundin zu sein. Über das Schreiben bin ich kreative Gestalterin meines Lebens. Darüber zieht es mich sogar immer mal wieder an Orte, über die ich ohne mein Tagebuch vielleicht gar nicht so intensiv nachgedacht hätte. So zum Beispiel im Jahr 2016 zu meiner Ayurveda Ausbildung nach Südindien. Rückblickend eine Zeit, für die ich extrem dankbar bin und die sich als richtungsweisend erweisen sollte.
Danke liebes Tagebuch, dass du immer für mich da bist und mich auf meinen Lebenswegen begleitest!
Das therapeutische Schreiben hat sich in meiner Praxis schon häufig als wichtiger Bestandteil im Rahmen meiner Coachings erwiesen und kann Erkenntnisprozesse kraftvoll unterstützen. Ich möchte es nicht mehr missen und biete inzwischen mit Freude auch Vorträge und Workshops zum Thema an. Auch wenn sich Tagebuch schreiben für dich aktuell noch etwas befremdlich anfühlt, kann ich dich nur dazu einladen, offen für das Thema zu sein und einfach mal Neuland zu betreten. Lass dich überraschen und bleibe neugierig auf dich selbst!
Das kleine 1×1 des Tagebuchschreibens:
- Suche dir ein besonders schönes Buch aus, dessen Umschlag / Bindung / Fassung dir richtig gut gefällt. Vielleicht kaufst du es dir auch an einem ganz besonderen Ort.
- Entscheide dich bewusst für Linien, Kästchen oder ganz leere Seiten; je nachdem was einladender für dich persönlich ist
- Finde am besten auch einen ganz besonderen Stift, mit dem du deine Einträge verfasst
- Bewahre beides an deinem ganz persönlichen, geheimen Ort auf
- Fülle das Tagebuch wirklich nur mit deinen Tagebucheinträgen – missbrauche es nicht für Adressverwaltungen oder Alltagsnotizen wie Einkaufszettel, etc.
- Schreibe in Ruhe, entweder wenn du ganz alleine bist, oder unter Menschen all-eine sein kannst, wie z.B. in einem Café
- Schreibe an Wohlfühlorten (z.B. auf einer Picknickdecke im Park, auf einer Waldbank, in deinem Lieblingscafé, an deinem Rückzugsort zuhause, im Urlaub mit Blick aufs Meer oder die Berge, oder die Wüste, etc.)
- Mach`s dir schön bei Schreiben: vielleicht mit einer duftenden Tasse Tee, mit entspannender Musik, in deinen Wohlfühlklamotten, vielleicht findest du einen Duft, mit dem du das Schreiben verbinden magst.
- Versprich dir selbst absolut ehrlich mit dir zu sein
- Beschönige nichts, zieh dich aber auch nicht runter – behandle dich liebevoll, wertschätzend und wohlwollend, wie deine allerbeste Freundin.
- Alles darf – nichts muss: die Länge, die Art und Weise, die Sprache – alles bist du.